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Wir Mountainbiker*innen.
Wir verfolgen sowohl die mediale Berichterstattung zum Thema Mountainbiken als auch die derzeit angestoßenen Projekte wie den in den Nürnberger Nachrichten im November 2019 erwähnten geplanten Streckenbau auf Initiative von David Voll, Radsportkoordinator an der Bertolt-Brecht-Schule, am Nürnberger Schmausenbuck seit längerem aufmerksam.
Nun erschien am 11. Februar 2020 in den Nürnberger Nachrichten der Artikel „Saubere Dirtjumps“. Wir freuen uns naturgemäß sehr darüber, dass der Mountainbike-Sport zunehmend auch positive mediale Aufmerksamkeit bekommt! Andererseits wird leider immer noch auf bestimmte stereotype Bilder des Mountainbikens zurückgegriffen. Dieser Umstand, sowie die im Artikel zum Ausdruck kommende Stoßrichtung öffentlicher Stellen veranlassen uns als DIMB IG Nürnberg-Fürth, als lokale Interessengemeinschaft der Deutschen Initiative Mountainbike e.V., gemeinsam mit den Mountainbikegruppen der DAV Sektion Nürnberg und Fürth e.V. sowie den ADFC Kreisverbänden Nürnberg und Fürth zu einer grundsätzlichen Stellungnahme.
In dem Artikel „Saubere Dirtjumps“ ist zu lesen, „dass ein Teil [der Biker*innen, Anm. DIMB IG] mit Schaufeln loszieht, um mehr und mehr Platz für sich, also für Radstrecken, zu beanspruchen“. In dieser übersteigerten Form handelt es sich um Partikularaktionen einer Handvoll Einzelner, die die Masse der Mountainbiker*innen weder repräsentieren noch widerspiegeln. Dies ist schlichtweg Rücksichtslosigkeit, nicht nur gegenüber anderen Waldnutzer*innen, sondern auch gegenüber dem Gros der Mountainbiker*innen, weil sie die Interessen und Freiheiten aller aufs Spiel setzt. Wo Wege allerdings seit Jahren geduldet und gepflegt werden, muss in unserer Ansicht dieselbe Argumentationslogik gelten, mit denen die Zabo Trails nun aus öffentlicher Hand gefördert werden sollen und als schutzwürdig angesehen werden. Die einen Streckenbauten als schutzwürdig, da tradiert, einzustufen und andere, die ebenso tradiert sind und ebenso gepflegt werden, größtenteils weit weniger exponiert und also weniger gefahrenträchtiger sind, aber als zerstörungswürdig, ist nur schwer nachvollziehbar.
Wir sehen nicht, dass die Mehrheit der verantwortungsvoll agierenden Biker*innen unter der Rücksichtslosigkeit einiger Weniger leiden soll.
Immer wieder wird eine Konfliktdichte zwischen Radfahrer*innen und anderen Waldnutzern (primär Wander*innen/Spaziergänger*innen) auch medial beschworen, die kein Abbild in der Wirklichkeit findet. Ein Beispiel für verzerrte Berichterstattung ist etwa das NN-Forum 2018 zum Thema „Wem gehört der Reichswald“ und der darauffolgende Artikel. Der primäre Konflikt vor Ort zeigte sich hier klar zwischen Naturschützer*innen und Forstinteressen (Rückegassen) – das Thema Konflikte mit Mountainbiker*innen war überhaupt kein (Streit)Thema. Dennoch lautete der Titel des im Anschluss erschienenen Artikels reißerisch „Abriss der Schwarzbauten im Wald ist teuer“. Die DIMB IG Erlangen hat bereits damals auf diese mediale Verzerrung hingewiesen und diese kritisiert. Durch einen solchen Umgang wird ein bestimmtes, verzerrtes (Negativ)Bild des Mountainbikens geschaffen.
Zu unterscheiden sind gefühlte und tatsächliche Konflikte. Auf Basis von ersteren Freiheiten einzuschränken, Politik zu machen oder gar Verbote auszusprechen, empfinden wir als keinen gangbaren Weg.
Wir verstehen, dass sich die Beteiligten auf öffentlicher, redaktioneller sowie politischer Ebene nicht bis ins Detail mit dem Gegenstand Mountainbiken auseinandersetzen können. Genau aus diesem Grund wäre ein reger Austausch mit Radsportinteressenverbänden wünschenswert und notwendig. Seit der Gründung der DIMB IG Nürnberg-Fürth im Oktober 2019 hat diese zu unterschiedlichen öffentlichen Institutionen, die sich dem Thema Mountainbiken annehmen wollen, Kontakt aufgenommen. Während von einzelnen Seiten durchaus Rückmeldung kam und ein produktiver Austausch begann, empfinden wir es als schade, dass v.a. von städtischer Seite keine Reaktion kam. Die geplante Mountainbikestrecke am Schmausenbuck, die auf Initiative von David Voll, Radsportkoordinator der Eliteschule des Sports Bertolt-Brecht derzeit angestrengt wird, greift allein die spezifischen Bedürfnisse der auf die Teildisziplin Cross Country (XC) ausgerichteten Schüler ab und kann kein hinreichendes Angebot für den Breitensport am Schmausenbuck darstellen. Im Kontext der geplanten Strecke am Schmausenbuck, die laut Artikel ja letztlich als Ansatzpunkt einer Kanalisierung für alle Mountainbiker*innen wirken soll, also in der Masse am Ende uns Breitensportler*innen betreffen würde, wurde zudem an keine der lokalen Radsportinteressengruppen wie die Mountainbikegruppen der DAV Sektion Nürnberg und Fürth, an den ADFC oder an die DIMB IG Nürnberg-Fürth herangetreten.
Eine Förderung von Teildisziplinen und Spezialisierungen wie der Zabo Trails und der Bertolt-Brecht-Schule ist zweifelsohne unterstützens- und wünschenswert. Diese kann und darf aber nicht auf Kosten des Breitensports gehen.
Eine Förderung solcher Partikularprojekte darf vor allem nicht als Vorwand benutzt werden, um vordergründig die Förderung des Mountainbike-Sports zu beschwören, während für die breite Masse dadurch letztlich aber Verbote drohen. Dies scheint leider die derzeitige Stoßrichtung zu sein – wie im Artikel zitiert: „Die Idee, dass sich die Radsportler an einer Stelle aufhalten“. Eine solche Politik leistet aber einer Ghettoisierung des Mountainbikens als Breitensport Vorschub. Unser Standpunkt ist, dass ein ausgewiesenes Trailnetz nur dann funktionieren kann, wenn dieses so gut und umfangreich ist, dass es ein wirkliches Alternativangebot für Biker darstellt.
Grundsätzlich sind wir aber der Überzeugung: Wegekonzepte können immer nur ein Zusatzangebot sein! Wegekonzepte dürfen kein Verbot der übrigen Wege begründen. Die gemeinsame Nutzung aller Wege, unter gegenseitiger Rücksichtnahme, ist anzustreben.
Jede*r von uns arbeitet aktiv an einem positiven Bild des Sports und lebt das Mountainbiken mit umwelt- und sozialverträglicher Selbstverständlichkeit. Wir erleben das Gegenteil des vielbeschworenen Konfliktbilds: Offene und interessierte Gespräche mit Wander*innen und Spaziergänger*innen im Wald. Bereichernde Begegnungen. Gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt. Wenn die Wege zwischen Biker*innen und anderen Waldnutzer*innen voneinander getrennt werden, dann mag man vielleicht den – ohnehin selten stattfindenden – Konflikt vermeiden. Was man aber vor allem schafft ist weitere Distanz, weitere Trennung. Weitere Abkehr von der Lebenswelt des jeweils anderen. Dafür stehen wir nicht ein.
Wir wollen gemeinsam Natur erleben. Im Austausch mit anderen. Und, wo es nötig ist, auch in Abgrenzung zu Einzelnen. Vor allem aber wollen wir, dass unsere Interessen als mountainbikende Bürger*innen wahrgenommen werden. Wir sind keine „Rowdies“. Und wir sind auch kein „Trendsport“. Wir sind die Mitte der Gesellschaft. Wir sind Mountainbiker*innen.
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